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Wirtschaft beendet Schwächephase Stimmungsbarometer zeigt Konjunkturwende an

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"Die Verbraucher scheinen etwas konsumfreudiger zu werden", konstatiert IFO-Umfragechef Wohlrabe

"Die Verbraucher scheinen etwas konsumfreudiger zu werden", konstatiert IFO-Umfragechef Wohlrabe

(Foto: picture alliance / dpa)

Von der kriselnden deutschen Wirtschaft kommt ein Hoffnungsschimmer: Der Stimmungsindex des IFO-Instituts steigt auf den höchsten Wert seit fast einem Jahr und weist auf eine Trendwende hin. Das heißt allerdings nicht, dass auf den Abschwung nun ein Boom folgt.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im weiter aufgehellt und ist so gut wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Das IFO-Geschäftsklima als wichtigster Gradmesser für die Konjunktur stieg im April überraschend stark um 1,5 auf 89,4 Punkte, wie das Münchner IFO-Institut seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Das Barometer kletterte damit den dritten Monat in Folge, was gemeinhin als Signal für eine Konjunkturwende gewertet wird. Die Firmen beurteilten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden Monate günstiger als zuletzt. "Die Konjunktur stabilisiert sich, vor allem durch die Dienstleister", sagte IFO-Präsident Clemens Fuest.

In der Industrie verbesserte sich die Stimmung zwar insgesamt, aber die Betriebe bewerteten ihre Lage schlechter und der Auftragsbestand sank weiter. "Produktionssteigerungen sind nicht in Sicht", betonte Fuest. Im Dienstleistungssektor hingegen hellte sich das Geschäftsklima merklich auf. Auch im Handel stieg der Index. "Die Geschäftserwartungen verbesserten sich deutlich, bleiben allerdings insgesamt pessimistisch." Am Bau ging es das dritte Mal in Folge bergauf - dank weniger pessimistischer Erwartungen. Die Lage wurde aber schlechter beurteilt und viele Firmen klagten über Auftragsmangel.

"Das sieht nach Trendwende aus"

Ökonomen erwarten nun eine allmähliche Erholung der Konjunktur. "Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich aus ihrer Schwächephase heraus", sagte IFO-Konjunkturfachmann Klaus Wohlrabe. "Das sieht nach Trendwende aus", betonte LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch. Einiges spreche dafür, "dass wir im Winter das Konjunkturtief gesehen haben".

Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sieht den IFO-Index als recht klares Aufwärtssignal. "Dennoch stehen wir nicht vor einem starken Aufschwung, weil die Standortqualität seit den Merkel-Jahren erodiert und die Bundesregierung nicht entschlossen gegensteuert." Immerhin dürfte die Phase fallender Konjunkturprognosen vorbei sein. "Im tiefen Schacht geht die Lampe an", sagte auch Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

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Impulse dürften wegen der sinkenden Inflation von mehr Kauflaune kommen. "Die Verbraucher scheinen etwas konsumfreudiger zu werden", sagte IFO-Umfragechef Wohlrabe. "Reallohnzuwächse spielen dabei eine Rolle." Zudem fühlen sich weniger Menschen als noch vor einem guten Jahr durch hohe Energiepreise belastet. Rund 43 Prozent der Haushalte in Deutschland, die mit Gas heizen, sehen in den Gaspreisen eine eher schwere oder sehr schwere Bürde, wie aus einer Studie des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts unter 9000 Menschen hervorgeht. Im Dezember 2022 lag der Anteil mit 56 Prozent höher, im August 2022 waren es sogar 64 Prozent.

Die Wirtschaft steckt derzeit wegen sinkender Investitionen und einer Flaute am Bau im Konjunkturtal und schrumpfte Ende 2023 um 0,3 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte laut Bundesbank im ersten Quartal 2024 allerdings "leicht zugenommen haben". Damit bliebe Deutschland eine Rezession erspart. "Die Konjunktur in Deutschland hat sich etwas aufgehellt, eine durchgreifende Belebung ist aber noch nicht gesichert", erklärte die Bundesbank jüngst. Deutschland sei zwar derzeit "nicht der kranke Mann Europas", sagte Bundesbankchef Joachim Nagel vor Kurzem. Doch ohne höhere Wachstumsraten könne das Land konjunkturell in einen Zustand geraten, den man als krank bezeichnen könnte.

Quelle: ntv.de, mbo/rts

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