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Teure Lebensmittel belasten Wie stark die Inflation Rentner trifft

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Höhere Lebensmittelpreise belasten vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen.

Höhere Lebensmittelpreise belasten vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Rentner fordern einen Inflationsausgleich, wie ihn viele Beschäftigte bekommen. Denn nach Beginn des Ukraine-Kriegs waren Ruheständler besonders von den stark gestiegenen Preisen betroffen. Einer aktuellen Studie zufolge hat sich das aber geändert.

Die Inflation hat sich im Lauf des vergangenen Jahres deutlich abgeschwächt. Allerdings dominierten die teureren Lebensmittel die Preissteigerungen. Das trifft besonders Haushalte mit niedrigen Einkommen, weil sie einen relativ hohen Anteil ihres Nettoeinkommens dafür ausgeben müssen. So auch das untere Fünftel der Haushalte, deren Haupteinkommensbezieher eine gesetzliche Rente erhält. Die Inflationsrate dieser Rentner-Haushalte lag im vergangenen Jahr mit 6,4 Prozent deutlich höher als die Inflationsrate über alle Haushalte hinweg, die laut Statistischem Bundesamt 5,9 Prozent betrug. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die von der Deutschen Rentenversicherung gefördert wurde.

"So fehlten den unteren 20 Prozent der Rentner im Jahr 2023 durchschnittlich 324 Euro, um sich die gleichen Waren und Dienstleistungen wie im Jahr 2018 leisten zu können", rechnen die IW-Ökonomen vor. Die höhere Inflationsbelastung betrifft laut der Untersuchung aber nur die Haushalte mit vergleichsweise niedrigen gesetzlichen Renten. Insgesamt waren Rentner-Haushalte demnach im vergangenen Jahr nur um 0,1 Prozentpunkte stärker von der Inflation betroffen als die übrigen Haushalte.

"Rentner sind ähnlich stark von der hohen Inflation betroffen gewesen wie sonstige Haushalte in der Bevölkerung", betont Studienautor Maximilian Stockhausen. Die Inflationsraten unterscheiden sich je nachdem, wofür die Haushalte wie viel Geld ausgeben - die persönliche Inflationsrate kann deutlich von der allgemeinen Inflationsrate abweichen.

Als nach Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine die Preise in die Höhe schnellten, belasteten die stark gestiegenen Energiekosten besonders Rentner-Haushalte. Über das Jahr 2022 hinweg glich sich die Gesamtbelastung den IW-Ökonomen zufolge aber im Durchschnitt aus "und war nicht höher als für andere Haushalte". Denn Rentner fahren im Schnitt seltener Auto, müssen also weniger tanken.

Rentner können weniger gegensteuern

Der entscheidende Unterschied zur arbeitenden Bevölkerung ist dabei, dass Rentner auf höhere Lebenshaltungskosten weniger reagieren können. Beschäftigte können theoretisch höhere Gehälter aushandeln und teilweise ihre Arbeitszeit ausweiten. Außerdem sind viele Rentner aufgrund ihrer niedrigeren Einkommen nicht mehr in der Lage, weiter Geld anzusparen. Andererseits profitieren sie von Rentenerhöhungen, die sich an den durchschnittlichen Bruttolöhnen orientieren. Die gesetzlichen Renten steigen dabei zwar zeitversetzt, in den Jahren 2022 und 2023 erhöhten sie sich aber insgesamt ähnlich stark wie die Löhne, rechnen die Ökonomen vor.

Zudem sanken die Renten zwischen 2019 und 2020 im Gegensatz zu den Löhnen pro Arbeitnehmer nicht. Folglich waren die Kaufkraftverluste der Rentner-Haushalte laut IW zwischen 2018 und 2023 mit 1,7 Prozent niedriger als die Kaufkraftverluste der übrigen Haushalte mit 2,2 Prozent. Dabei spielte die Corona-Pandemie eine große Rolle, wegen der viele Selbständige überhaupt nichts und zahlreiche Angestellte durch Kurzarbeit weniger verdienten. Allerdings haben Rentner-Haushalte im Schnitt deutlich niedrigere Einkommen als die anderen.

Rentner besitzen höhere Vermögen

Zu berücksichtigen ist andererseits das Vermögen. Weil sie weniger stark verschuldet sind als die übrigen Haushalte, besitzen Rentner-Haushalte im Schnitt höhere Vermögen. Die Spannbreite ist jedoch groß: Während das obere Fünftel der Rentner-Haushalte laut IW im vergangenen Jahr ein durchschnittliches Nettovermögen im Wert von knapp 517.000 Euro besaß, waren es im unteren Fünftel nur knapp 33.000 Euro. Mehr als fünf Prozent der Rentner-Haushalte verfügten demnach über keinerlei Nettovermögen - und gaben gleichzeitig mehr aus als ihr Einkommen. Bei den übrigen Haushalten war dieser Anteil etwa gleich hoch.

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Hinzu kommt, dass sich nicht jedes Vermögen für aktuelle Ausgaben nutzen lässt, zum Beispiel eine Wertsteigerung selbst bewohnter Immobilien. Deshalb bleiben die Rufe nach einer Inflationsausgleichsprämie für Rentner - wie sie viele Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern erhielten - laut, zumindest seitens der Rentner oder auch Sozialverbänden. Noch bis Ende des laufenden Jahres kann diese Prämie steuerfrei insgesamt bis zu 3000 Euro betragen.

Die IW-Ökonomen erteilen dieser Forderung jedoch eine klare Abfuhr. Wegen der besonderen Belastung einkommensschwacher Haushalte durch die hohen Lebensmittelpreise seien "zielgenaue" Hilfen wie die Wohngeld-Reform im vergangenen Jahr genau richtig gewesen. Da die Inflation seit einigen Monaten sinkt, seien aber vorerst keine weiteren Entlastungen nötig.

Quelle: ntv.de

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