Panorama

Still-Kontroverse in Melbourne US-Comedian wirft Mutter und Kind aus Show

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US-Comedian Arj Barker sagte, er habe nichts gegen Babys.

US-Comedian Arj Barker sagte, er habe nichts gegen Babys.

(Foto: imago images/AAP)

Der US-Komiker Arj Barker ist zum Comedy-Festival in Melbourne eingeladen und soll dort für gute Laune sorgen. Am Wochenende aber kommt es bei seinem Auftritt zu einem Vorfall, der im Netz hitzig diskutiert wird.

Das Comedy-Festival in Melbourne ist eigentlich dazu da, sein Publikum zum Lachen zu bringen. Doch am vergangenen Wochenende verursacht der US-Comedian Arj Barker mit seinem Auftritt eine Kontroverse. Während seiner Show fühlte sich der 49-jährige Comedian von den Schmatz-Geräuschen eines Babys gestört, das gerade von seiner Mutter gestillt wurde. Deshalb warf er die Mutter und ihr siebenmonatiges Kind schließlich raus. Augenzeugen berichteten den Vorfall aus verschiedenen Perspektiven.

Gegenüber dem Sender 3AW Melbourne erzählte die betroffene Mutter Trish Faranda ihre Version des Vorfalls. Die Mutter und ihr sieben Monate altes Baby saßen demnach im vorderen Bereich des Athenaeum-Theaters und sahen sich Barkers "The Mind Field-Show" an, die Teil des internationalen Comedy-Festivals in Melbourne ist. Faranda sagte, dass sie sich die Sitze nicht ausgesucht hatte und ihre Gruppe am Ende der Reihe saß, damit sie einen "schnellen Abgang" machen konnte, falls das Baby zu viel Lärm machte.

Weiter berichtete sie über den Zwischenfall, das Baby habe während der Show "gegurgelt". "Das ist so, als ob jemand husten würde." Als Barker das erste Mal die Geräusche gehört habe, soll er demnach zunächst darüber gescherzt haben: "Ich spreche Baby". Später in der Show machte das Baby erneut Geräusche. Faranda habe gerade ihr Kind gestillt. Da habe sich der Comedian vor sie gestellt und sie aufgefordert, den Saal zu verlassen. Faranda bezeichnete die Interaktion als "einschüchternd". "Ich fühlte mich gedemütigt", sagte die Mutter.

Nachdem Faranda mit ihrem Baby das Theater verlassen hatte, stürmten demnach noch zehn bis zwölf weitere Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Theater. Sie berichtete, es wären Frauen gewesen, selbst Mütter oder Großmütter, die ihre Erfahrungen nachempfinden konnten - sowie ein "reizender Herr".

Unangenehm für alle

Steven Adlard, ein in Melbourne ansässiger Arzt, der ebenfalls Zuschauer bei Barkers Show war, sagte gegenüber "The Guardian", dass die Geräusche störender waren, als die Mutter angegeben hatte. Er habe das Schmatzen auf seinem Sitzplatz im oberen Rang hören können.

Adlard sagte, die Erfahrung sei für alle unangenehm gewesen - für Faranda, Barker und die Zuschauer. Er ergänzte, dass der Komiker einige Minuten brauchte, um seine Fassung wiederzuerlangen, nachdem die Frau das Theater verlassen hatte, und dass er danach selbstironische Witze über den Vorfall machte. Unter anderem witzelte er, dass der Auftritt sein letzter für das Comedy-Festival war "und wahrscheinlich mein letzter in Melbourne".

Komiker gibt dem Theaterpersonal die Schuld

Der Comedian sagte in einer Erklärung gegenüber ABC-Radio, die ganze Situation bereite ihm ein schlechtes Gewissen und das habe er an dem Abend mehr als einmal gesagt. Aber die Show sei ausschließlich für Personen ab 15 Jahren. Er verwies dabei auf die Ticket-Website. Er kritisierte, trotzdem habe die Frau einen Säugling bei sich gehabt. "Das Baby hat meinen Auftritt gestört. Im Namen der anderen 700 Leute, die für den Auftritt bezahlt haben, habe ich ihr höflich gesagt, dass das Baby nicht bleiben kann. Sie dachte, ich mache einen Scherz, was den Austausch ein wenig unangenehm machte." Seinen Angaben zufolge bot Barker der Frau eine Rückerstattung des Ticketpreises an.

Barker, der als "Australiens beliebtester amerikanischer Komiker" bezeichnet wird, beschuldigte das Theaterpersonal, das Kind in die Show gelassen zu haben. Ein Sprecher des Theaters widersprach dem bei SkyNews indirekt, indem er betonte, dass Interaktionen zwischen Künstlern und Publikum "Sensibilität und Respekt" erforderten. Babys seien auf ihren Veranstaltungen generell erlaubt, hieß es dort.

Laut news.com wies Barker die Behauptungen zurück, dass der Rauswurf etwas mit dem Stillen zu tun gehabt habe. "Ich konnte nur eine Frau erkennen, die ein Baby hielt. Ich hatte keine Ahnung, ob sie stillte - und das hätte auch keine Rolle gespielt, denn ich habe kein Problem damit."

In einer Erklärung auf Instagram schrieb Barker: "Ich habe nichts gegen Babys, denn ich war selbst einmal eines, fast zwei Jahre lang."

Hitzige Debatten auf X

Auch in den sozialen Netzwerken löste der Vorfall eine heftige Debatte aus. Auf X schrieb die australische Politikerin Ellen Sandell, sie sei außer sich vor Wut: "Es ist schon schwer genug für frischgebackene Mütter, an der Gesellschaft teilzuhaben, mit all den Hindernissen, die ihnen in den Weg gelegt werden."

Darunter kommentierten Kritiker: "Ich bin ein Elternteil. Lassen Sie die Babys zu Hause oder gehen Sie nicht hin. Es gibt nicht ohne Grund ein Mindestalter. Der Anspruch, den diese Mutter hat, ist unglaublich." Ein Familienmitglied von Faranda bedankte sich auf X, bei den Personen, die aus Protest ebenfalls die Show verlassen hatten.

Gegenüber der Zeitung "The Age" sagte Faranda, sie habe keine Probleme gehabt, als sie mit ihrem Baby den australischen Komiker Dave Hughes besuchte. Gegenüber 3AW sagte Faranda, sie würde sich Barker nicht noch einmal ansehen. "Das Traurige ist, dass ich vor meinen Kindern bei vielen seiner Shows war und man sich ein bisschen verliert, wenn man Kinder hat, und ich wollte nur zu etwas zurückkehren, das ich genossen habe, bevor ich Kinder hatte."

Quelle: ntv.de, rwe

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