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Altersvorsorge für 100-Jährige Riester-Rente bringt nicht mehr als ein mickriges Taschengeld

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Die Riester-Auszahlungsstatistik des Bundesfinanzministeriums beweist eindrucksvoll, dass die Sache nicht funktioniert.

Die Riester-Auszahlungsstatistik des Bundesfinanzministeriums beweist eindrucksvoll, dass die Sache nicht funktioniert.

(Foto: imago/McPHOTO)

Mit der Erschaffung der Riester-Rente sollten Rentenkürzungen kompensiert werden. Seitdem reißt die Kritik an dem Vorsorgeprodukt nicht ab. Das Bundesfinanzministerium nennt nun niederschmetternde Zahlen für bisherige Zusatzrenten.

Die staatlich geförderte private Altersvorsorge der Riester-Rente wurde 2002 aus der Taufe gehoben, um die von der damaligen rot-grünen Bundesregierung beschlossene Senkung des gesetzlichen Rentenniveaus zu kompensieren. Doch die Vorsorgeprodukte stoßen auf so einige Vorbehalte. Kritiker sahen und sehen darin eher eine Subventionierung der Banken- und Versicherungswirtschaft und eine De-facto-Rentenkürzung durch die Politik.

Die sogenannte Riester-Auszahlungsstatistik des Bundesfinanzministeriums beweist eindrucksvoll, dass die Sache nicht funktioniert. Denn die Zusatz-Rente bringt Versicherten im Alter im Schnitt nur 132 Euro im Monat, wie die "Bild"-Zeitung berichtet. Laut der Statistik erhielten Ende 2022 bereits 1.015.209 Menschen Leistungen aus der Riester-Rente - darunter rund 51.000 Personen mit mehreren Riester-Verträgen. Im Durchschnitt erhielten diese 1581,12 Euro pro Jahr. Männer bekamen mit 1672,13 Euro pro Jahr etwas mehr als Frauen (1501,97 Euro).

Fast ein Drittel erhält weniger als 500 Euro im Jahr

Demnach bekommen 80,4 Prozent der Betroffenen unter 2000 Euro im Jahr, 31,1 Prozent sogar weniger als 500 Euro. Nur 1,3 Prozent erhalten mindestens 10.000 Euro Zusatz-Rente - also ab 833 Euro im Monat. Zwar ist das Bundesfinanzministerium zuversichtlich, dass die Beträge in Zukunft steigen, da die Ansparphase für die in der Auswertung berücksichtigten Renten zu kurz sei. Das sehen Verbraucherschützer allerdings in schöner Regelmäßigkeit anders. Denn die entsprechenden Produkte kosten den Sparer zu viel an Provisionen und Verwaltung. Das schmälert die Rendite der Sparer und bereichert stattdessen Banken und Versicherungen. Zudem senkt auch die mangelnde Flexibilität der Produkte durch ein staatlich begrenztes Risiko die Renditemöglichkeiten.

Dass die Forderungen nach einer Reform der staatlich geförderten Altersvorsorge dringend notwendig ist, zeigen auch die niederschmetternden Ergebnisse einer Renditeberechnung von "Finanzwende". Demnach kann die Riester-Rente nicht einmal die Verluste einer Zwei-Prozent-Inflation ausgleichen. Im Schnitt lagen die Renditen sogar nur bei 0,8 bis 1 Prozent.

Für ihre Berechnungen haben die Experten insgesamt 111 Riester-Produkte untersucht, die im Herbst 2023 angeboten wurden. Hierbei handelt es sich um Rentenversicherungen. Als wesentliches Merkmal für den Kundennutzen definierten sie dabei einen Ausgleich der Inflation, der dem Ziel der EZB-Geldpolitik entspricht - also eine Renditeerwartung von mindestens zwei Prozent über die gesamte Laufzeit des Produkts.

Altersvorsorge für 100-Jährige

Das Ergebnis: Kein einziges Riester-Produkt erreichte über die gesamte Vertragszeit eine Rendite von 2 Prozent. Wer mit Riester real kein Geld verlieren will, muss also sehr alt werden - den Berechnungen zufolge bei typischen Angeboten im Schnitt 99 Jahre.

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Um die Leistungsfähigkeit der Angebote zu messen, wurden allerdings nur die reinen Produktrenditen ermittelt. Etwaige individuelle Vorteile aus Zulagen oder Steuervorteilen wurden nicht ermittelt. Bei bestehenden Verträgen von Bestandskunden kann es demnach zwar sein, dass die Konditionen etwas besser ausfallen als bei den untersuchten Verträgen. Das ändert aber nichts daran, dass Riester-Produkte derzeit zu wenig mögliche Rendite für Kunden bieten.

Der Finanz- und Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein fasst die Auszahlungsstatistik gegenüber die Zeitung wie folgt zusammen: "Die Zahlen des Finanzministeriums zeigen, dass die Riester-Rente nur zu einem mickrigen Taschengeld führt."

Quelle: ntv.de, awi

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