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Bevor die Hilfen für Kiew kommen ISW: Russland könnte die nächsten Wochen ausnutzen

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Odessa am Samstag nach einem russischen Angriff

Odessa am Samstag nach einem russischen Angriff

(Foto: REUTERS)

Kiew kann auf umfangreiche US-Hilfen hoffen - weshalb die Russen vermutlich noch einmal verstärkt angreifen, wie das Institute for the Study of War schreibt. Für die ukrainischen Streitkräfte heißt das zunächst: Sie könnten in den kommenden Wochen weitere Rückschläge erleiden.

Die russischen Streitkräfte haben ihre Angriffe auf die Ukraine fortgesetzt und in einigen Gebieten verstärkt - wahrscheinlich um die ungewöhnlich trockenen Bodenverhältnisse des Frühjahrs und die anhaltende Materialknappheit in der Ukraine auszunutzen, bevor bald US-Hilfen eintreffen könnten. Dies schreibt das Institute for the Study of War (ISW) in seinem jüngsten Bericht.

Am Samstag hatte das US-Repräsentantenhaus nach monatelangem Ringen den Weg freigemacht für Milliardenhilfen für Kiew. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher. Laut dem Sprecher des Pentagon, Brigadegeneral Patrick Ryder, könnten dann die USA die Unterstützung "innerhalb weniger Tage" bereitstellen. Auch erwägt Washington offenbar die Entsendung zusätzlicher Militärberater nach Kiew, wie ein Pentagon-Sprecher dem US-Magazin "Politico" sagte.

Für Russland drängt daher die Zeit: "Die russische Militärführung wird wahrscheinlich ihre Offensivoperationen sowie Raketen- und Drohnenangriffe intensivieren, um operativ bedeutsame Effekte zu erzielen, die gegen gut ausgerüstete ukrainische Streitkräfte sicherlich schwieriger zu erreichen sein werden", so das ISW.

Auch Verkehrsinfrastruktur verstärkt im Visier

Ein Ziel der Russen könnte dabei sein, das ukrainische Energienetz weiter in die Knie zu zwingen, sodass die Ukraine neben dem Krieg noch eine weitere "humanitäre Krise" bewältigen muss. Auch könnten die Kremltruppen verstärkt die ukrainische Verkehrsinfrastruktur ins Ziel nehmen, um die Entsendung von Menschen und Material in die Kriegsgebiete zu erschweren. Die russischen Streitkräfte werden in den kommenden Wochen laut dem ISW wahrscheinlich auch noch die schwache ukrainische Luftverteidigung entlang der Front ausnutzen und vermehrt mit Gleitbomben angreifen. Die Hoffnung dahinter: "Den ukrainischen Verteidigungsstellungen weitreichenden Schaden zuzufügen, bevor es für die russischen Flugzeuge riskanter wird, diese Angriffe unter dem verbesserten ukrainischen Luftverteidigungsschirm durchzuführen."

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Als konkrete Ziele nennen die Analysten des ISW Abschnitte der Front, in denen die ukrainische Verteidigung relativ instabil erscheint. Hierzu gehören demnach die Gegenden westlich von Awdijiwka im Gebiet Donezk und bei Tschassiw Jar. Für die Ukrainer heißt dies zunächst einmal: "Die ukrainischen Streitkräfte könnten in den kommenden Wochen weitere Rückschläge erleiden, während sie auf die US-Sicherheitshilfe warten", schreibt der US-Thinktank.

Dennoch rechnet das ISW damit, dass sich die Ukraine im Juni 2024 in einer deutlich verbesserten operativen Lage befindet. Die russische Militärführung werde dann wahrscheinlich erhebliche Änderungen an ihren Offensivoperationen einplanen müssen.

Quelle: ntv.de, ghö

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