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Quälgeister und Büro-Chaos Lucky Luke trifft seine Endgegner - und Gaston ist wieder da

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Kinder haben so ihre ganz eigenen Ansprüche.

Kinder haben so ihre ganz eigenen Ansprüche.

(Foto: Lucky Comics ©2024 Egmont Ehapa Media)

Die Comic-Klassiker Lucky Luke und Gaston haben viel gemeinsam: Beide erschienen zunächst im Magazin "Spirou", ihre Schöpfer waren befreundet. Und von beiden gibt es neue Alben - Lucky Luke muss zwei Knirpse hüten und Gaston feiert ein altmodisches Comeback.

Lucky Luke

Billy the Kid war sicher kein Waisenknabe, Jesse James ein harter Brocken. Und die vier Daltons waren immer wieder eine Herausforderung. An fiesen Gegnern mangelte es Lucky Luke nie. Aber diesmal kommt der Westernheld wirklich an seine Grenzen, er trifft seine Endgegner: zwei Kinder. Rose und Casper sind neugierig, zappelig, frech, erfindungsreich, ängstlich und gleichzeitig mutig - typische Kinder eben. Aber weil Lucky Luke ihren älteren Bruder eingebuchtet hat und sie sonst allein in einer Waldhütte hausen würden, muss er sich notgedrungen ihrer annehmen.

Nicht so einfach zu bändigen: Die Kinder haben Lucky Luke im Griff.

Nicht so einfach zu bändigen: Die Kinder haben Lucky Luke im Griff.

(Foto: Lucky Comics ©2024 Egmont Ehapa Media)

Doch nicht nur Luke bekommt es mit den Knirpsen zu tun. Auch die Grubby-Feller-Bande ist hinter ihnen her. Denn der Vater von Rose und Casper gehörte einst den Räubern an, machte sich aber mit reicher Beute aus dem Staub. Und die wollen Grubby Feller und seine Kumpane zurück. Nun entspinnt sich eine Verfolgungsjagd, in der der Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten, fast den Überblick verliert.

Kinder im Wilden Westen, das ist ein viel zu selten betrachtetes Thema. Dabei wuchsen sie umgeben von Gefahren auf, mit harter Arbeit und vermutlich dem einen oder anderen Abenteuer - wie in "Die Ungezähmten". Der Band ist der sechste Teil der Hommage-Reihe, in der verschiedene Zeichner die Welt von Lucky Luke gestalten. Nach Matthieu Bonhomme, Mawil und Ralf König ist diesmal der in Frankreich berühmte und preisgekrönte Blutch an der Reihe - der von den eigenen Kindern zu der Geschichte inspiriert wurde.

Im Vergleich zu den anderen Hommage-Bänden, die zwischen ernst und klamaukig die ganze Palette bedienen, nähert sich Blutch zeichnerisch wie erzählerisch am ehesten den Bänden von Lucky-Luke-Schöpfer Morris beziehungsweise dessen Nachfolger Achdé an. Dabei schafft er den Spagat, typische Merkmale der Serie zu übernehmen, dem Band aber gleichzeitig seinen eigenen Stil aufzudrücken. Das zeigt sich sehr schön am Sheriff, der bei Morris eine wiederkehrende Figur ist, bei Blutch aber einen ganz eigenen mürrischen Charakter bekommt und zu den starken Figuren des Bandes gehört.

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Die Geschichte selbst hätte dagegen etwas mehr Mut vertragen, so wie es Bonhomme oder Mawil vorgemacht haben. "Die Ungezähmten" wirkt insgesamt wie ein typisches "Lucky Luke"-Abenteuer, was ja schon eine Leistung an sich ist. Der Hommage-Aspekt rückt dadurch allerdings in den Hintergrund, er kommt vor allem in Blutchs wunderbaren Zeichnungen zum Tragen.

"Die Ungezähmten" erscheint als gebundene und Softcover-Ausgabe bei Egmont Ehapa. Eine Vorzugsausgabe mit Bonusmaterial und signiertem Druck ist in Vorbereitung.

Bonus-Western

Wer realistische Western bevorzugt, dem sei "Hoka Hey!" von Neyef (Leseprobe) empfohlen. Der Prachtband, der durch großartige Zeichnungen besticht, handelt von George. Der Dakota-Junge wird in einem Reservat von seinen indigenen Wurzeln getrennt und gezwungen, sich der weißen Kultur anzupassen. Erst als er von dem Indigenen Little Knife und seiner Bande, die sich auf einem blutigen Rachefeldzug befinden, entführt wird, erhält er die Chance, sich seiner Wurzeln zu besinnen. Er bricht aus dem engen Korsett aus, in das ihn die Weißen stecken wollen.

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Gaston ist wieder da

Die Comic-Helden Lucky Luke und Gaston haben viel gemeinsam: Sie sind belgische Comic-Klassiker, erschienen zunächst im Magazin "Spirou" und ihre fast gleichaltrigen Schöpfer Morris und André Franquin waren befreundet. Sie unternahmen sogar eine längere USA-Reise zusammen. Schließlich wurden beide zu Stars der franko-belgischen Comic-Kunst, auch wenn sie künstlerisch jeweils eigene Wege bestritten.

Gaston ist wieder da. Was soll schon schiefgehen?

Gaston ist wieder da. Was soll schon schiefgehen?

(Foto: © DUPUIS 2023 © Carlsen Verlag GmbH 2024)

Anders als Lucky Luke, dessen Abenteuer seit 1946 durchgehend erscheinen, hat Gaston eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Erstmals erschien er 1957 als Sidekick in "Spirou". Später gestaltete Franquin halb- und ganzseitige Strips, die in 21 Alben erschienen. Als er jedoch 1997 starb, verschwand Gaston, denn sein Schöpfer hatte verfügt, dass die Serie nicht weitergeführt werden darf. Ab 2014, nach einer Einigung mit dem Erben, tauchte der beliebte Büro-Chaot wieder vereinzelt auf. Wiederum sechs Jahre später kündigte der Verlag Dupuis einen 22. Band mit neuen Gaston-Abenteuern an - der nun als "Die Rückkehr eines Chaoten" bei Carlsen auf Deutsch vorliegt.

In die übergroßen Fußstapfen des Comic-Genies Franquin tritt ein selbst ernannter Fan: Marc Delafontaine alias Delaf. Der Kanadier hat sich nach eigenen Angaben einst zu Halloween als Gaston verkleidet - und liebt an der Figur die "perfekte Chemie zwischen Humor, Zärtlichkeit und Sozialkritik". Vielleicht wegen dieser Verehrung legt Delaf ein äußerst altmodisches Album vor. Die Zeichnungen bleiben sehr nah an Franquins dynamischem Stil, auch Humor und Gags orientieren sich am Original. Mehr noch: Der Band verzichtet komplett auf eine Modernisierung. Es gibt hier noch Schreibmaschinen und analoge Telefone, verrauchte Innenräume und Büroboten. "Gaston war immer eine Figur seiner Zeit", sagt der Zeichner dazu.

Fantasio kämpft gegen das Feuer.

Fantasio kämpft gegen das Feuer.

(Foto: © DUPUIS 2023 © Carlsen Verlag GmbH 2024)

Alte Gaston-Fans kommen deshalb voll auf ihre Kosten. Sie können sich über ein Wiedersehen freuen, das keine Umstellung erfordert und sich nahezu nahtlos in das Gaston-Universum einfügt. Dazu gehören neben der Titelfigur auch Demel und Fräulein Trudel, Herr Bruchmüller und Wachtmeister Knüsel, Gastons Katze und die Möwe. Sie alle bekommen es mit Gastons abstrusen Erfindungen, seiner kreativen Arbeitsverweigerung sowie Explosionen, wild gewordenen Tieren und chemischen Experimenten zu tun. Büroalltag halt.

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Im zweiten Teil des Bandes gibt es noch ein Wiedersehen mit Fantasio und Spirou, sogar das Marsupilami taucht auf. Und der Humor nimmt an Fahrt auf, weil die einseitigen Strips eine übergreifende Geschichte erzählen, in der alle zunehmend panisch nach verloren gegangenen Franquin-Zeichnungen suchen. Das ist eine liebevolle Verbeugung vor dem Meister. Wie eigentlich der gesamte Band. "Die Rückkehr eines Chaoten" ist der Comic eines Gaston-Fans für Gaston-Fans.

Quelle: ntv.de

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