Politik

Falls Israel Anlagen angreift Iran droht mit Umwidmung seiner Atomdoktrin

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
Das iranische Atomkraftwerk Bushehr wurde mit russischer Hilfe gebaut.

Das iranische Atomkraftwerk Bushehr wurde mit russischer Hilfe gebaut.

(Foto: picture alliance / abaca)

Offiziell hält das Mullah-Regime daran fest, dass sein Atomprogramm nicht militärisch ausgerichtet ist. Sollte Israel iranische Nuklearanlagen ins Visier nehmen, dann werde man das ändern, heißt es jetzt in Teheran. Die Internationale Atomenergiebehörde ist besorgt.

Vor dem Hintergrund militärischer Spannungen in Nahost hat ein iranischer Kommandeur Andeutungen gemacht, das Land könnte einen neuen Kurs beim Atomprogramm einschlagen. Sollte Israel mit Angriffen auf iranische Atomanlagen drohen und das Land damit unter Druck setzen wollen, sei eine "Überprüfung der nuklearen Doktrin und Politik der Islamischen Republik" sowie eine Abkehr von alten Grundsätzen "möglich und denkbar", sagte der Kommandeur für nukleare Sicherheit, Ahmad Hagh-Taleb, laut der Nachrichtenagentur Tasnim. Bisher hatte Irans Staatsführung immer betont, nicht nach Nuklearwaffen zu streben und das heimische Atomprogramm für rein zivile Zwecke zu nutzen.

Nach dem Großangriff des Iran auf Israel am Wochenende haben sich die Spannungen zwischen den verfeindeten Staaten erheblich verschärft. Es besteht die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts im Falle eines harten israelischen Gegenschlags. Hintergrund der Attacke des Irans ist ein mutmaßlich israelischer Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden.

Zweifel an bloß ziviler Nutzung

Bereits in den vergangenen Monaten hatten frühere iranische Spitzenpolitiker Andeutungen gemacht, dass die Islamische Republik technisch in der Lage sei, Kernwaffen zu bauen. Irans ehemaliger Atomchef Ali Akbar Salehi wurde in zwei Interviews darauf angesprochen, dementierte jedoch militärische Absichten. "Wir streben nicht nach Atomwaffen (...) wenn wir es tun würden, hätten wir es verkündet", fügte er hinzu. Trotzdem hatte auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nach Salehis Worten Sorgen geäußert, der Iran verfüge über die technischen Möglichkeiten eines Atombombenbaus.

Derzeit reichert der Iran Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an, für Atomwaffen werden Experten zufolge mehr als 90 Prozent benötigt. Kritiker hatten in der Vergangenheit Zweifel an einer zivilen Nutzung von derartig hoch angereichertem Uran geäußert. Dass sein Land nicht nach Atomwaffen strebe, begründete der frühere Atomchef auch mit einer Fatwa, einem religiösen Rechtsgutachten, durch Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei. Irans Staatsoberhaupt hatte darin Massenvernichtungswaffen verboten. Chamenei hat in allen strategischen Fragen in der Islamischen Republik das letzte Wort.

Der Iran hatte sich 2015 in einem Abkommen verpflichtet, sein Atomprogramm stark einzuschränken. Im Gegenzug wurden Sanktionen aufgehoben. Der Pakt, der den Bau iranischer Atombomben verhindern sollte, wurde 2018 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgekündigt. Im Gegenzug baute Teheran die Anreicherung von Uran stark aus und schränkte IAEA-Kontrollen ein.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen