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Konsolidierungswelle rollt an Investoren pumpen immer mehr Geld in Flink

Lebensmittel-Lieferdienste erlebten während der Corona-Pandemie einen extremen Boom. Doch es hat sich einiges geändert.

Lebensmittel-Lieferdienste erlebten während der Corona-Pandemie einen extremen Boom. Doch es hat sich einiges geändert.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Der Schnelllieferdienst Flink sichert sich eine Finanzspritze in Höhe von 100 Millionen Dollar. Doch der Markt ist umkämpft, die Konkurrenz sitzt dem Startup im Nacken. Zugleich verhandelt das Unternehmen mit potenziellen Fusionspartnern.

Die Investoren des Schnelllieferdienstes Flink haben sich dazu verpflichtet, weitere 100 Millionen Dollar in das deutsche Startup zu pumpen, damit es weiter wachsen kann. Das berichtet das Finanzportal "Bloomberg" mit dem Verweis auf eine Person, die mit den Angelegenheiten vertraut ist. Demnach sei etwa bereits ein Drittel der Finanzierung geflossen. Das Unternehmen sei auch in Gesprächen mit potenziellen Fusionspartnern, heißt es weiter. Die Auszahlung der anderen beiden Tranchen hänge davon ab, wie die Verkaufsgespräche mit dem türkischen Interessenten Getir und dem niederländischen Lebensmittellieferanten Just Eat Takeaway laufen.

Die Finanzierungsrunde wurde von den bestehenden Geldgebern von Flink angeführt, darunter der deutsche Lebensmittelhändler Rewe sowie die Risikokapitalgeber Bond, Northzone und Cherry Ventures, zitiert "Bloomberg" seine Quelle. Der Staatsfonds Mubadala Capital aus Abu Dhabi, ebenfalls ein Geldgeber von Getir, und der amerikanische Essenslieferant DoorDash Inc. sollen sich nicht beteiligt haben. Flink und die Investoren wollten sich auf Nachfrage nicht äußern. Ein Rewe-Sprecher sagte, das Unternehmen sei offen für eine Finanzierung und eine Fusion. Flink hat bisher 1,4 Milliarden US-Dollar eingesammelt und wurde Ende 2021 mit etwa 2,85 Milliarden US-Dollar bewertet. Laut Experten ist das Startup im Rahmen der Finanzierungsrunde im Mai 2023 nur noch mit rund einer Milliarde Euro bewertet worden. Damals sammelte Flink bei seinen Bestandsinvestoren 150 Millionen Euro ein.

Deutet sich die nächste Übernahme bereits an?

Lebensmittel-Lieferdienste erlebten während der Corona-Pandemie einen extremen Boom. Doch es hat sich einiges geändert: Essenslieferdienste sind nicht mehr die Börsenlieblinge, die sie mal waren. Kapital ist mit den Zinserhöhungen der Notenbanken nicht mehr billig zu haben, die hohe Inflation und der Krieg in der Ukraine dämpften die Konjunktur. Die mit Milliarden bewerteten Startups müssen umdenken und ihre aggressiven Expansionsstrategien anpassen. Inzwischen sinkt die Nachfrage, steigende Kosten machen den Bringdiensten zusätzlich zu schaffen. Im Rahmen der einsetzenden Konsolidierungswelle schluckte Getir Ende 2022 den deutschen Flink-Konkurrenten Gorillas.

Angeblich verhandelt Getir momentan auch mit Flink um eine Übernahme. Nach Informationen des "Manager Magazins" sind die Gespräche weit vorangeschritten. Ein Flink-Sprecher bestätigte dem Bericht zufolge, dass ein Finanzierungsangebot für den Lieferdienst sowie "mehrere attraktive Kaufangebote von Lieferdiensten" vorliegen. Die Marke Flink ist zwar weitaus bekannter als Getir. Sein Marktanteil wird auf mehr als 80 Prozent geschätzt. Ein entscheidendes Ass hat Getir allerdings noch im Ärmel: Der Staatsfonds Mubadala hat in Getir mit 800 Millionen Dollar ungefähr achtmal so viel investiert wie in Flink. Ein Zusammenschluss ist also auch im Interesse des Investors aus Abu Dhabi.

Hohe Kosten bei vergleichsweise wenig Gewinn

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In der Branche herrscht ein großer Verdrängungswettbewerb. Viele Experten gehen davon aus, dass mittelfristig eine Konsolidierungswelle anrollt. Die Vielzahl der aktuellen Anbieter werde nicht überleben können, heißt es bei Alvarez & Marsal. Analyst Genelot ist sich aber sicher, dass uns die Schnelllieferdienste erhalten bleiben. Kunden hätten in der Corona-Krise ihren Gefallen daran gefunden, Waren so schnell und einfach wie möglich geliefert zu bekommen.

Das Quick-Commerce-Geschäft gilt insgesamt als umstritten. Analysten zufolge wirft ein Stützpunkt ab 500 bis 1000 Bestellungen pro Tag Gewinn ab. Skeptiker monieren vor allem hohe Kosten bei vergleichsweise wenig Gewinn. So müssen die Startups für ihre zentral gelegenen Warenhäuser zum Beispiel hohe Mieten zahlen. Nur durch besonders attraktive Standorte können Kuriere die Waren aber in kurzer Zeit zu den Kunden ausliefern.

Quelle: ntv.de, mit rts/dpa

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