Redelings Nachspielzeit

DFB und FC Bayern vor Problem Das doppelte Dilemma der Nagelsmann-Debatte

So charmant die Rückkehr des aktuellen Bundestrainers Julian Nagelsmann im Sommer nach der EM zum FC Bayern München auf den ersten Blick auch erscheinen mag - die Probleme lauern für den Rekordmeister und den DFB im Detail. Am Ende kann es eigentlich nur eine Entscheidung bei diesem doppelten Dilemma geben!

Julian Nagelsmann rückt beim FC Bayern München als neuer, alter Trainer immer mehr in den Fokus. Das ist schon an sich verwunderlich, weil eine solche Rückkehr innerhalb kürzester Zeit auf dem Posten des Chefcoachs eine absolute Rarität in der über sechzigjährigen Geschichte der Bundesliga darstellen würde, doch noch etwas anderes sollte die Fans des deutschen Fußballs irritieren.

Denn wenn man die Story einmal bis zum Ende hin durchdenkt, kann es bei diesem speziellen Deal eigentlich nur zu einer Reihe von Problemen kommen, die durch die besondere Gemengelage, DFB-Nationalmannschaft auf der einen Seite und dem Rekordmeister auf anderen, hervorgerufen werden. Das Dilemma ist in diesem Fall ein doppeltes. Mit dem Potential, dass am Ende beide Parteien als Verlierer dastehen.

Spannend wird es, wenn ...

Die Bemühungen von Max Eberl und dem FC Bayern möglichst noch im April den Nachfolger von Thomas Tuchel zu präsentieren, sind verständlich. Genauso nachvollziehbar wie die Anstrengungen des DFB schon vor der EM eine Lösung für die Zeit nach dem Turnier in Deutschland zu finden. Spannend wird die ganze Sache aber genau dann, wenn es tatsächlich so sein sollte, dass es ein- und derselbe Mann ist, um den sich die beiden Parteien bemühen.

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Noch ist in München natürlich nicht das letzte Wort gesprochen, ob es wirklich Julian Nagelsmann sein soll, der zum FC Bayern zurückkehrt, doch der Rauch der medialen Nebelkerzen scheint sich langsam zu lichten. Immer häufiger hört man nun, dass Max Eberl und Teile des Aufsichtsrats durchaus mit dem neuen, alten Mann beim Rekordmeister liebäugeln. Vermutlich auch deshalb, weil der Markt aktuell einerseits nicht viel hergibt und andererseits auch andere große Player ein Auge auf das beschränkte Angebot werfen. Mit Julian Nagelsmann würde der FC Bayern zudem nicht im Trüben fischen. Man wüsste genau, wen man da verpflichtet. Mit all seinen Stärken und Schwächen.

Doch so verlockend die Idee auch auf den ersten Blick erscheinen mag, zwei Dinge werden die Münchener in diesen Tagen heiß diskutieren, weil sie schlussendlich auf beides keinen Einfluss haben - die nahe Zukunft von Nagelsmann beim DFB aber stark beeinflussen und die Zeit nach der EM maßgeblich prägen würde. Denn geht man einmal davon aus, dass Nagelsmann tatsächlich zeitnah als Trainer des FC Bayern München ab dem Sommer präsentiert werden sollte, dann ist es augenblicklich mit einer Sache vorbei: Der totalen Unabhängigkeit des Bundestrainers!

Neutralität? Undenkbar!

Egal, welche Personalentscheidungen er beispielsweise auch treffen sollte, sie stehen immer im Lichte seines neuen Engagements. Auch wenn Nagelsmann, der DFB (und sicherlich auch der FC Bayern) natürlich behaupten würden, der Bundestrainer würde vollkommen unparteiisch und vor allem unbefangen agieren, wäre das in der Realität selbstverständlich nicht so. Nagelsmann müsste bei jeder seiner Entscheidungen immer die Kritik von verschiedenen Seiten mitdenken.

Unabhängig davon, dass er natürlich in der Tat sowieso nicht mehr neutral agieren könnte. Im Hinterkopf hätten Nagelsmann und die ganze Fußballnation immer seine neue Arbeitsstelle zur nächsten Saison. Eigentlich allein dies ist ein absolutes No-Go für eine erfolgsversprechende Zukunft des Bundestrainers in den nächsten Wochen und Monaten. Im Grunde eine Situation, die der DFB mit all seinen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln vermeiden müsste.

Zwei komplizierte Szenarien

Doch zurück zu den Bayern. Denn der Rekordmeister sollte noch etwas anderes im Blick haben: Den Ausgang der Europameisterschaft für die deutsche Nationalmannschaft. Denn im Grunde gibt es dabei nur zwei Szenarien. Erstens: Die DFB-Elf scheitert bereits krachend in der Vorrunde. Zum FC Bayern würde dann ein schon angezählter und frisch gescheiterter Trainer kommen. Eine Situation, die unweigerlich einen Schatten auf die noch nicht einmal gestartete Saison werfen würde. Das kann natürlich nicht im Interesse des FC Bayern liegen - es kann allerdings auch nicht wegdiskutiert werden. Würde es so kommen, könnte man sich die Schlagzeilen schon bildlich vorstellen.

Das zweite Szenario klingt nur auf den ersten Blick besser: Die Nationalmannschaft holt mit Julian Nagelsmann überraschend den Titel im eigenen Land. Eine ganze Nation feiert die erfolgreichen Spieler - und ihren Trainer. Auch in diesem Fall wären die Schlagzeilen über den Abgang nach dem Triumph sicherlich alles andere als positiv. Die Boulevardmedien würden - da muss man kein Prophet sein - die Fragestellung aufwerfen: DARF Julian Nagelsmann nach dem Titelgewinn zum FC Bayern München wechseln? Eine Diskussion, egal wie sinnlos sie auch ist, würde den Neustart von Nagelsmann beim Rekordmeister überschatten - und bei den ersten kleinen Problemen auch wieder neu entfacht werden.

Man darf sich freuen

Man sieht: Das doppelte Dilemma des DFB und des FC Bayern würde - bei einer nüchternen und rationalen Betrachtung - eigentlich nur einen Schluss zulassen. Julian Nagelsmann kann aus den genannten Gründen nicht an die Säbener Straße nach München zurückkehren.

Für den aktuellen Bundestrainer des DFB gäbe es im Grunde genau zwei Alternativen für die Zeit nach der EM: Eine Stelle im Ausland - oder eine Verlängerung seines Engagements als Coach der deutschen Nationalmannschaft. Doch da im Fußball selten rational und viel häufiger emotional entschieden wird, darf man sich schon jetzt darauf freuen, wohin es Julian Nagelsmann im Sommer treiben wird. Hoffentlich, wenn man denn Fan der DFB-Elf ist, hat der Bundestrainer bis dahin aber in jedem Fall einen weiteren Titel in seiner Sammlung vorzuweisen.

Quelle: ntv.de

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