Fußball

Leverkusens befleckter Titel Die Bundesliga ist wieder ein bisschen gestorben

Vom Aufstieg bis zur Meisterschaft hat es 45 Jahre gedauert.

Vom Aufstieg bis zur Meisterschaft hat es 45 Jahre gedauert.

(Foto: IMAGO/osnapix)

Während andere Bundesligavereine bei Fehlentscheidungen um ihre Existenz bangen müssen, spielen von der DFL protegierte Klubs und Konstrukte mit finanzieller Freiheit auf. Erstaunlich, dass Leverkusen das erst jetzt ausnutzen konnte.

Niemand leugnet, dass Leverkusen in dieser Bundesliga-Saison den besten Fußball spielt. Niemand stellt die außergewöhnliche Dynamik, die Selbstverständlichkeit, die Variabilität infrage. Keiner kann die Augen davor verschließen, dass Trainer Xabi Alonso herausragende Einzelspieler zu einer bislang unbesiegbaren Mannschaft geformt hat, die sogar noch das Triple gewinnen könnte. Doch zugleich darf niemand leugnen, dass es unter unfairen Voraussetzungen einer Zweiklassenliga geschieht.

Erstaunlich ist, dass der Werksklub trotz seiner Vorteile erst jetzt Deutscher Meister geworden ist. Leverkusen, Wolfsburg, Leipzig de facto und bis vor Kurzem Hoffenheim auch haben den Vorteil, dass ihnen Verluste mehr oder weniger egal sein können. Sie zahlen hohe Transfersummen, Abfindungen und Gehälter, die Konzerne gleichen das Millionen-Minus am Ende einfach wieder aus. Fehleinkäufe, Finanzierungsakrobatik, unerwartet schlechte Spielzeiten, alles egal. Sportlicher Wettbewerb unter gleichen Voraussetzungen ist das nicht. Die DFL lässt die Ausnahmen zu, das Kartellamt hebt mahnend den Finger, aber sonst geschieht: nichts.

Leverkusens Meisterschaft ist fast schon eine logische Folge. Seit Jahrzehnten werden andere Vereine benachteiligt. Sie müssen nach den allgemeinen Regeln spielen, bei schlechtem Management um ihre Lizenz und damit auch Existenz bangen. Schalke hat sich finanziell verhoben, der Hamburger SV, auch Hertha BSC, vor einiger Zeit davor Kaiserslautern; die Reihe ließe sich fortsetzen. Diese Vereine wurden sportlich für ihre Fehlentscheidungen bestraft. Nun versuchen sie, mit limitierten Mitteln wieder nach oben zu robben. Ihre Fans leiden und verzweifeln, weil sie wissen: Wir hecheln permanent hinterher.

Viel Geld und offenbar unabsteigbar

Von den Konzernklubs ist noch keiner abgestiegen. Sie kommen und bleiben, besetzen die verfügbaren Plätze in der Liga und drücken damit die anderen Vereine nach unten. Bei Misserfolgen heißt es: Geld nachschießen, weitermachen. Die Wettbewerbsverzerrer legitimieren sich offensichtlich durch bloße Anwesenheit. Leverkusen ist dabei der Sündenfall, ist seit 1979 in der Bundesliga vertreten und wird von Bayer gestützt. Wolfsburg wird von Volkswagen querfinanziert und damit auch vom Land Niedersachsen. Leipzig ist eine Marionette von Red Bull, profitiert von DFL-Schlupflöchern sowie mehreren internationalen Niederlassungen und spielt für die Werbung auf der Brust.

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Leverkusens Meisterschaft ist ein befleckter Titel. So wie der DFB-Pokalsieg 1993, Wolfsburgs Meisterschaft 2009, Leipzigs DFB-Pokalsiege 2022 und 2023. Die kamen auch zustande, weil der DFB und später die DFL intern ein Sondermodell schützt, während sie sich nach außen hin als weißer Ritter mit 50 plus 1 auf der Brust hinstellt. Ja, es ist erfreulich, dass die Langeweilemeisterserie Bayern Münchens durch eine beeindruckend aufspielende Mannschaft beendet worden ist. Aber die Bundesliga ist damit ein weiteres bisschen gestorben.

Transparenzhinweis: Roland Peters ist Vereinsmitglied des 1. FC Köln.

Quelle: ntv.de

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