Politik

"Denke über Rücktritt nach" Spaniens Premier kontert Anzeige gegen seine Frau

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Pedro Sánchez und Maria Gómez sind seit 2006 verheiratet.

Pedro Sánchez und Maria Gómez sind seit 2006 verheiratet.

(Foto: REUTERS)

Korruptionsvorwürfe gegen seine Ehefrau setzen den spanischen Premier unter Druck. Er werde über einen Rücktritt nachdenken, schreibt Sánchez und feuert zugleich gegen die Anzeigenerstatter. Das sei ein politischer Sumpf und rechtslastige Schikane.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez erwägt nach einer Korruptionsanzeige gegen seine Ehefrau Maria Begoña Gómez einen Rücktritt vom Amt, das er seit 2018 ausübt. Er habe alle seine öffentlichen Termine "für einige Tage" abgesagt, um darüber nachzudenken, teilte der sozialistische Politiker auf X mit. Er werde von der Rechten und der extremen Rechten mit allen Mitteln schikaniert.

"Ich muss innehalten und nachdenken. Ich muss mir dringend die Frage beantworten, ob sich das lohnt, trotz des Sumpfes, in dem die Rechten und die Rechtsextremen versuchen, Politik zu machen. Ob ich weiter an der Spitze der Regierung stehen oder von dieser hohen Ehre zurücktreten soll", schrieb Sánchez in einem "Brief an die Öffentlichkeit". Der 52-Jährige will seine Entscheidung am Montag bekannt geben.

Zuvor hatte die Organisation "Manos Limpias" (Saubere Hände) bei einem Gericht in Madrid eine Anzeige gegen Sánchez’ Ehefrau Begoña Gómez wegen Korruption und Einflussnahme in der Wirtschaft erstattet. "Manos Limpias" ist eine private Gruppe, die sich in Spanien seit Jahren für rechtsgerichtete Anliegen einsetzt. Sie wirft der 49-jährigen Gómez vor, ihre Position als Ehefrau des Regierungschefs ausgenutzt zu haben, um Geschäfte zu machen. Das Gericht machte keine weiteren Angaben und erklärte, dass die Untersuchung unter Verschluss sei.

Sánchez: Justiz soll Vorwürfe untersuchen

Laut der Nachrichtenseite El Confidencial untersuchen die Ermittler Gómez’ Verbindungen zu Unternehmen, die während der Corona-Krise öffentliche Gelder erhalten haben. Zur betreffenden Zeit leitete Gómez die Stiftung IE Africa Center. Diese habe 2020 eine Sponsoring-Partnerschaft mit dem Tourismuskonzern Globalia geschlossen, der Eigentümer der Fluggesellschaft Air Europa ist. Die Airline erhielt im November 2020 rund 475 Millionen Euro als Teil eines staatlichen Rettungsschirms für Firmen, die während der Corona-Pandemie in die Krise gerieten. Dem Bericht zufolge gab es ein "privates Treffen" zwischen dem Chef des Mutterkonzerns Globalia, Javier Hidalgo, und Gómez. Um die gleiche Zeit habe die Regierung von Gómez’ Mann Sánchez mit dem Unternehmen über die Hilfsgelder verhandelt. Sánchez sagte zu den Vorwürfen gegen seine Frau, er vertraue der Justiz seines Landes.

In ersten Reaktionen bezweifelten Politiker der konservativen Volkspartei PP, dass ein Rücktritt von Sánchez bevorstehe. Es handele sich um eine neue Show, die Sánchez abziehe, sagte etwa der PP-Politiker und Senatsvizepräsident Javier Maroto. Sánchez wolle um jeden Preis an der Macht bleiben. "Er ist immer der Gute, alle anderen sind böse."

Von Sánchez’ Sozialistischer Partei (PSOE) kamen derweil schnell viele Solidaritätsbekundungen. Sánchez und Gómez sind seit 2006 verheiratet und haben zwei Töchter. Die Ehefrau des Regierungschefs bekleidet kein öffentliches Amt. Sie ist eine Marketingexpertin, die unter anderem für Banken und Nichtregierungsorganisationen gearbeitet hat.

Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP

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