Politik

"In einer unterirdischen Hölle" Hamas veröffentlicht neues Geisel-Video

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In einem neuen Propagandavideo führt die Hamas eine der verschleppten Geisel vor. Der junge Mann macht Israels Regierung schwere Vorwürfe. Seine Eltern sagen: "Der Aufschrei von Hersh soll gehört werden, denn es ist der Aufschrei von allen Gekidnappten."

Die islamistische Hamas hat erneut ein Video einer aus Israel entführten Geisel veröffentlicht. Darin ist ein 24 Jahre alter Mann zu sehen, der der israelischen Regierung schwere Vorwürfe macht. Sie habe die israelischen Bürger nicht beschützt und im Stich gelassen - die Geiseln bereits seit fast 200 Tagen.

Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und ob der Mann aus freien Stücken oder unter Drohungen sprach, ist unklar. Die Aufnahme war zudem nicht datiert, das Hamas-Massaker liegt allerdings 201 Tage zurück. Der Mann, der vom Nova-Musikfestival verschleppt wurde, sagte in dem Video weiterhin, durch die Luftangriffe der israelischen Armee seien 70 Geiseln im Gazastreifen getötet worden.

Die aus Israel entführten Menschen befänden sich in einer "unterirdischen Hölle" ohne Nahrung, Wasser und medizinische Behandlung, sagte der Entführte in dem vom militärischen Arm der Terrororganisation, den sogenannten Kassam-Brigaden, veröffentlichten Video weiter. Er forderte die israelische Regierung darin auch auf, die Geiseln nach Hause zu bringen.

Auf den Aufnahmen ist der junge Mann mit fehlendem Unterarm zu sehen. Sein Unterarm wurde israelischen Medien zufolge abgerissen, als Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober Granaten in ein Versteck warfen, in dem er und andere Menschen Schutz gesucht hatten. Er bitte seine Familie, für ihn stark zu bleiben, sagte er in dem Video weiter.

Erstes Lebenszeichen seit dem Massaker

Wie die "Jüdische Allgemeine" schreibt, handelt es sich bei der Geisel um Hersh Goldberg-Polin. Es ist das erste Lebenszeichen von ihm seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober. Seine Familie stimmte einer Veröffentlichung des Hamas-Propagandavideos ausdrücklich zu und erklärte in einem eigenen Video: "Der Aufschrei von Hersh soll gehört werden, denn es ist der Aufschrei von allen Gekidnappten."

Sie seien erleichtert, Hersh lebend zu sehen, sagen sie. Sie machten sich aber "Sorgen um seine Gesundheit und sein Wohlergeben sowie um die aller anderen Geiseln und aller Leidtragenden in dieser Region". Hersh Goldberg-Polin wurde in Kalifornien geboren, 2008 zog er nach Israel. Er besitzt die amerikanische und die israelische Staatsbürgerschaft. Seine Mutter setzt sich auf internationaler Bühne stark für seine Freilassung ein. Sie hielt unter anderem emotionale Ansprachen bei einer Großkundgebung in Washington und vor den Vereinten Nationen in Genf.

"Die Geiseln sterben weg"

Israel weiß nach eigenen Angaben derzeit nicht, wie viele der in den Gazastreifen verschleppten Menschen tot sind und unter welchen Bedingungen sie ums Leben kamen. Israel war bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. Inzwischen wird aber befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten. Die Nachrichtenseite Ynet schrieb kürzlich: "Die Geiseln sterben weg, laut Schätzungen sind schon heute weniger als die Hälfte von ihnen noch am Leben."

"Mit jedem Tag, der vergeht, wird die Angst, noch mehr unschuldige Leben zu verlieren, größer", teilte das Forum der Geisel-Angehörigen nach Veröffentlichung des "erschütternden Videos" mit. "Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Zeit zu verschwenden. Die Geiseln müssen oberste Priorität haben." Seit mehr als 200 Tagen ertragen die Geiseln täglich körperliche, sexuelle und psychische Qualen, wie es in der Erklärung weiter hieß. Die Hamas hat bereits mehrfach Aufnahmen der aus Israel verschleppten Menschen gezeigt. Videos dieser Art werden von Israel als Psychoterror gegen die Angehörigen eingestuft.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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